Der Heidelberger Madrigalchor – seit 1971 eine Institution in der Heidelberger Chorlandschaft


MADRIGAL:
Hätten Sie’s gewusst?


JUBILÄUMSREDE
Zum 30jährigen Jubiläum des Heidelberger Madrigalchors
von Werner Schubert


 

Die Chorgründung durch Gerald Kegelmann

Der Heidelberger Madrigalchor wurde 1971 von Gerald Kegelmann gegründet. In den ersten 33 Jahren seines Bestehens konnte er sich unter seinem Gründer als eine wichtige Stimme im Konzertleben der Stadt etablieren. Unter Gerald Kegelmanns Nachfolgern Michael Sekulla (Chorleitung 2004 – 2012) und Virginie Auvray (seit 2012) ist der Heidelberger Madrigalchor eine Institution in der Chorlandschaft Heidelbergs geblieben.

Gerald Kegelmann, der Schul- und Kirchenmusik sowie Germanistik studierte, lehrte von 1975 bis 2000 als Professor für Chorleitung und Chorerziehung an der Musikhochschule Heidelberg/Mannheim, deren Rektor er von 1986 bis 1997 war. Konzertreisen mit verschiedenen Chören, Gastdozenturen und Gastdirigate führten ihn in viele Länder Europas, Asiens sowie Nord- und Südamerikas. Die vielfältigen Kontakte des Dirigenten und die Tatsache, dass sich ein Teil der Chormitglieder in den ersten Jahren hauptsächlich aus Angehörigen der Musikhochschule Heidelberg/Mannheim rekrutierte, verschafften dem Madrigalchor die privilegierte Position, in der Künstler- und Komponistenwelt gleichsam das Gras wachsen zu hören: Viele nachmals berühmte Interpretinnen und Interpreten konnte der Madrigalchor dank zahlreichen persönlichen Kontakten auf Schüler- und Lehrerebene schon früh für eine Zusammenarbeit gewinnen; ebenso zeigten sich Komponistinnen und Komponisten wie Myriam Marbe, Claudio Santoro, Hans Vogt oder Violeta Dinescu stets bereit, dem Chor und seinem Dirigenten Uraufführungen anzuvertrauen.

Seines Namens eingedenk legt der Heidelberger Madrigalchor auf die weltliche Chormusik einen besonderen Schwerpunkt. Wenn er sich darüber hinaus auch der geistlichen nicht verschließt, entspricht er damit nicht nur den Wünschen aus den eigenen Reihen, sondern auch denen seiner Zuhörer.

Der Programmkonzeption wird besondere Sorgfalt gewidmet. Thematische Konzerte führen immer wieder zu überraschenden Konfrontationen von Bekanntem und Neuem. Das gilt auch für Konzertreihen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken: beispielsweise die Präsentation unterschiedlicher Vertonungen der Johannes-Passion (von Lechner über Schütz und Bach bis zu Pärt), von Hohelied-Kompositionen aus allen Epochen der Musikgeschichte, Werke zum Thema „Musik in der Natur – Natur in der Musik“ oder „Abend – Nacht“. Aus einigen Programmen mit musikalischen Raritäten sind gefragte CD-Produktionen erwachsen, wie jüngst „Goethes Faust in der Musik“.

Die musikalische Neugier und seine unkonventionelle Programm–gestaltung haben dem Madrigalchor nicht nur in Heidelberg einen aktiv hörenden, interessierten und lernbereiten Zuhörerkreis verschafft, sondern ihn auch zu einem gern gehörten Gast in In- und Ausland gemacht, sei es bei Chorfestivals wie in Cuenca oder Turin, sei es im partnerschaftlichen Austausch wie mit Chören aus Barcelona und Miskolc, sei es auf Tourneen wie nach Österreich und Island.

Nicht unerwähnt soll schließlich der Heidelberger Kulturmarkt bleiben, der unter der Ägide des Madrigalchors seit 1986 mehrfach im Heidelberger Schlossgarten veranstaltet wurde und mit seinen zahlreichen – nicht nur musikalischen – künstlerischen Attraktionen bislang stets ein breites Publikum in seinen Bann zu schlagen wusste und für viele „Ehemalige“ eine willkommene Gelegenheit bot, mit alten Freunden zu feiern.

Gerald Kegelmann

war nach dem Studium der Schul- und Kirchenmusik sowie der Germanistik an der Musikhochschule und der Universität Heidelberg als Kirchen- und Schulmusiker tätig. Seit 1975 lehrt er als Professor für Chorleitung und Chorerziehung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Heidelberg-Mannheim, deren Rektor er von 1986 bis 1997 war. Konzertreisen mit verschiedenen Chören führten ihn u a. nach Italien, Irland, Frankreich, Spanien, Österreich, Kanada, Rußland und in die USA; auch zu Gastdozenturen und Gastdirigaten wurde er wiederholt ins Ausland eingeladen, z.B. nach Brasilien, Portugal, Ungarn, Rußland.
Das Jahr 2004 hat für den Heidelberger Madrigalchor eine ganz besondere Bedeutung gehabt, denn Gerald Kegelmann hat seinen Platz am Dirigentenpult des Chores mit Ablauf dieses Jahres, in dem er seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert hat, verlassen. Auf dieses einschneidende Ereignis ist denn auch das Jahresprogramm ausgerichtet gewesen, welches einen Rückblick auf das Gründungskonzert des Heidelberger Madrigalchors am 10. Juli 1971, eine „Lange Chornacht“ mit den Perlen der Chormusik aus 33 Konzertjahren sowie eine Chorreise nach Russland gebracht hat. Mit dem „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms und einer Uraufführung hat sich Gerald Kegelmann am 14. November 2004 vom Heidelberger Madrigalchor und dessen Publikum verabschiedet.

Michael Sekulla

Michael Sekulla leitete zwischen Juli 2005 und September 2012 den Heidelberger Madrigalchor.

Er studierte nach einer kirchenmusikalischen Ausbildung zunächst Klavier und Schulmusik an der Musikhochschule Heidelberg-Mannheim und schloss seine künstlerische Ausbildung im Fach Dirigieren bei Martin Schmidt und Andreas Weiss an der Musikhochschule Karlsruhe im Jahre 2003 ab. Stark geprägt wurde er durch den ungarischen Dirigenten Zsolt Nagy (Conservatoire Superieur de Musique de Paris), bei dem er zahlreiche Meisterkurse v.a. mit der Janácek-Philharmonie Ostrava (Tschechien) besuchte. Der musikalische Schwerpunkt lag hierbei auf der Symphonik der Klassischen Moderne.

Seit 1992 leitet er die Vokalgruppen der Pfarr- und Wallfahrtskirche Liebfrauen in Worms, wo er mit der Choralschola Antiphonare die über 60-jährige Tradition der Pflege des Gregorianischen Chorals fortsetzt.

1995-1999 war er Assistent beim Collegium musicum der Universität Heidelberg und trat daneben als Leiter mehrerer Ensembles im Rhein-Neckar-Raum auf, u.a. des Jugendkammerchores ars vocalis Ludwigshafen.

2001 gründete er mit dem Mannheimer Regisseur Sascha Koal die KammerOper Mannheim.
2003 übernahm er die Leitung der SAP-Sinfonietta.

Seit März 2012 ist er Universitätsmusikdirektor der Ruperta Carola.

Virginie Auvray

Virginie Auvray leitete den Heidelberger Madrigalchor von Oktober 2012 bis März 2018.
Sie ist in Paris geboren und bekam dort bereits mit vier Jahren ihren ersten Klavier- und Solfège-Unterricht. Im Alter von 17 Jahren bestand sie das Abitur in Paris mit den Leistungsfächern Klavier und Akustik und schloss am Conservatoire Edgar Verèse bei Paris die Fächer Klavier, Solfège und Formenlehre mit Auszeichnung ab. 1998 begann sie ihr Studium an der Staatl. Hochschule für Musik Karlsruhe mit dem Hauptfach Orchester- und Chorleitung. Nach dem Diplom im Jahr 2003 übernahm sie die Leitung verschiedener Chöre und begann, wiederum in Karlsruhe, ein Masterstudium mit dem Hauptfach Dirigieren, das sie mit Auszeichnung vollendet hat. Im Rahmen ihres Studiums trat Virginie Auvray zum Teil mehrfach mit verschiedenen professionellen Orchestern auf, dazu zählen die die Baden-Badener Philharmonie, das Kurpfälzische Kammerorchester, das Stuttgarter Kammerorchester und die Stuttgarter Philharmoniker. Seit Oktober 2009 hat sie eine Dozentenstelle an der Musikhochschule Karlsruhe inne, dort unterrichtet sie Orchesterleitung. Seit Juni 2009 leitet sie die camerata vocale baden-baden.